Grüne Logistik oder „Green Logistics“ bezeichnet den Wandel hin zu nachhaltigeren Logistikprozessen. Dabei geht es nicht nur um den Einsatz von E-LKW, sondern auch um die Anpassung von gesamten Lieferketten und den Ausbau der Ladeinfrastruktur im Logistiksektor.
Wir haben uns die verschiedenen E-Nutzfahrzeugtypen angesehen – und welche Anforderungen auf die Ladeinfrastruktur zukommen.
Transformation mit klaren Zielen
Regulatorische Anforderungen als Treiber
Emissionsreduktion als Kernziel
Maßnahmen zur Emissionssenkung sind das Herzstück der Green Logistics. Der Einsatz von Elektro- und Wasserstofffahrzeugen beispielsweise kann die CO₂-Belastung von LKW im Vergleich zu Diesel-LKW um bis zu 90 Prozent reduzieren. Auch optimierte Routenplanung und die Minimierung von Leerfahrten sparen Treibstoff und senken so die Emissionen.
Unternehmen setzen zudem zunehmend auf multimodale Transportlösungen, die unterschiedliche Verkehrsmittel klug kombinieren und so zum Beispiel durch den Einsatz von Schiene oder Schiff den CO₂-Ausstoß reduzieren.
Mehr als nur E-LKW: Die Vielfalt der Nutzfahrzeuge
E-Transporter
E-Transporter eignen sich für den innerstädtischen Lieferverkehr und die sogenannte „letzte Meile“, die letzten ein bis zwei Kilometer zum Ziel. E-Transporter werden zunehmend von Paketdiensten eingesetzt, auch um Anwohner in Umweltzonen beliefern zu können. DHL beispielsweise setzt in seiner Lieferung mittlerweile über 35.000 elektrische Fahrzeuge ein, was einen Anteil von 38 Prozent ausmacht.
E-Lkw
Elektrische Lastkraftwagen gewinnen im Güterverkehr bei kurzen und mittleren Strecken immer mehr an Bedeutung. Derzeit sind Schätzungen zufolge circa 15.600 E-Lastwagen in der EU gemeldet. Die Zahl soll bis 2030 auf 190.000 Fahrzeuge steigen. Treiber dieser Entwicklung sind vor allem strengere Umweltauflagen und sinkende Betriebskosten.
Die Reichweite derartiger Fahrzeuge verbessert sich zudem stetig und liegt z.B. bei einem aktuellen Modell von Mercedes bei 500 Kilometer. Für den flächendeckenden Einsatz muss jedoch auch die Ladekapazität bzw. die Ladeinfrastruktur EU-weit deutlich ausgebaut werden. In Europa wird ein Bedarf von 28.500 Ladepunkten für E-LKW erwartet.
E-Busse
Für den Personentransport kommen vor allem im Nahverkehr immer mehr elektrisch betriebene Busse zum Einsatz. Im Jahr 2023 waren fast 75 Prozent der neu zugelassenen Stadtbusse in Europa mit alternativem Antrieb ausgestattet – darunter Elektro-, Hybrid-, Wasserstoff- und CNG-Antriebe. Elektrische Busse erfreuen sich dabei besonderer Beliebtheit und verzeichneten seit dem ersten Halbjahr 2021 bis 2023 einen Zuwachs von 85 Prozent. Deutschland nimmt hier EU-weit den dritten Platz bei Neuzulassungen ein.
Die EU-Richtlinie zur Förderung sauberer Fahrzeuge setzt wichtige Anreize, um die Einführung von E-Bussen zu beschleunigen. Deutschland hat die EU-Richtline durch das Gesetz „SaubFahrzeugBeschG“ implementiert. Welches Fahrzeug als sauber gilt, hängt vom Fahrzeugtyp ab. Saubere schwere Nutzfahrzeuge und Busse (Fahrzeugklassen N2, N3, M3) sind solche, die aufgrund der Nutzung alternativer Kraftstoffe (Strom, Wasserstoff, Erdgas, Biokraftstoffe, synthetische und paraffinhaltige Kraftstoffe, sofern diese nicht mit fossilen Brennstoffen vermischt werden) emissionsarm sind.
Bei der Beschaffung von Bussen, beispielsweise für den ÖPNV, bedeutet dies: Bis zum 31.12.2025 müssen mindestens 45 Prozent der beschafften Busse sauber sein, davon die Hälfte emissionsfrei. Ab dem 01.01.2026 bis 31.12.2030 steigen die Mindestquoten auf 65 Prozent saubere Busse, davon muss die Hälfte emissionsfrei sein.
Baufahrzeuge
Der Trend zur Elektrifizierung bei Baufahrzeugen ist im Vergleich zu PKW oder LKW noch nicht so weit fortgeschritten. Dafür gibt es mehrere Gründe. Baufahrzeuge haben oft sehr spezielle Einsatzbedingungen und Leistungsanforderungen. Durch schwere Arbeiten wie Heben und Graben besteht ein hoher Energiebedarf.
Nicht zuletzt gelten für die Bauindustrie weniger strenge Emissionsvorschriften. Trotzdem zeichnet sich auch hier ein Trend ab. Immer mehr Hersteller bieten elektrifizierte Versionen klassischer Baumaschinen an, von Minibaggern bis zu größeren Radladern. Die Leistungsfähigkeit derartiger Fahrzeuge verbessert sich stetig, beispielsweise durch moderne Batterietechnologien und Schnellladesysteme. Als Zwischenschritt kommen aktuell vermehrt Hybridantriebe zum Einsatz.
Ladeinfrastruktur: Ein zentrales Thema der Green Logistics
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg sämtlicher elektrisch betriebener Nutzfahrzeuge ist eine umfassende Ladeinfrastruktur. Nur mit einer ausreichenden Anzahl von Ladestationen entlang der Lieferkette können Unternehmen einen effizienten Betrieb sicherstellen.
Ziel ist es, durch Ladeoptionen an strategisch wichtigen Punkten wie Logistikzentren oder Umschlagplätzen Standzeiten zu minimieren und so die Verfügbarkeit der Fahrzeuge zu maximieren. Mit intelligenten Ladesystemen, die Lastenmanagement und Echtzeit-Datenintegration ermöglichen, lassen sich Netzkapazitäten optimal nutzen und Betriebsabläufe weiter optimieren.
Die Auswahl spezialisierter Partner für die Installation und Wartung von Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge hilft Unternehmen, investitionssicher eine stabile und bedarfsgerechte Lösung aufzubauen.
Erfolgsfaktor Flexibilität: Unterschiedliche Anforderungen der Fahrzeuge berücksichtigen
Elektro-Nutzfahrzeuge haben unterschiedliche Anforderungen in puncto Ladezeit und -frequenz, Anschaffungskosten und Wartungsaufwand. Diese Unterschiede müssen bei der Ladeinfrastrukturplanung berücksichtigt werden, um kostspielige Engpässe zu vermeiden.
Beispielsweise benötigen E-LKW oft leistungsfähigere Ladepunkte als kleinere Transporter, und Baufahrzeuge müssen unter teils extremen Bedingungen laden können. Die folgende Übersicht verdeutlicht die jeweiligen Anforderungen und gibt einen Einblick in die Besonderheiten der verschiedenen Fahrzeugkategorien.
Fahrzeugtyp | Ladedauer | Anschaffungskosten | Ladefrequenz | Ladeoptionen |
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E-LKW | 6–10 Stunden (Standard) | Hoch (ab 150.000 €) | 1-2 Mal pro Tag | AC/DC-Schnellladung, Pantograph |
E-Bus | 6–10 Stunden (Standard) | Hoch (ca. 300.000–600.000 €) | 1-2 Mal täglich, häufiger in Spitzenzeiten | Depotladung, Zwischenladung, Pantograph |
E-Transporter | 1–4 Stunden (Standard) | Mittel (ca. 40.000–80.000 €) | 1-2 Mal täglich, abhängig von Fahrstrecke | AC-/DC-Ladung, Wallbox |
E-Baustellenfahrzeug | 4–10 Stunden (kleinere Maschinen) | Hoch (ca. 50.000–500.000 €) | 1 Mal pro Tag oder flexibel je nach Nutzung | DC-Schnellladung, mobile Ladestationen |